Proyecto Memoria - Der faschistische Mord an Timur Kacharava Azzoncao, ein Polit-Caf� - 13.10.2009 01:03
�Alles ist an seiner Stelle, nur die 16 Jahre alte Katze l�uft herum� So beschreibt die Mutter von Timur Kacharava das Zimmer ihres Sohnes, das sie so belassen hat, wie er es am Tag seiner Ermordung, dem 13. November 2005, verlassen hatte. Bevor der junge Antifaschist das elterliche Haus in St. Petersburg verlie�, bat er noch seine Eltern, im Umfeld ihrer Wohnung nach Unbekannten Ausschau zu halten. Irina Kacharava �Mein Herz hat mich damals nicht gewarnt�. Drei Stunden sp�ter war ihr Sohn tot. Erstochen von einem faschistischen Rollkommando.  Timur Kacharava  Der Tatort  Timurs Grab  Gedenkgraffiti in Bochum  Gedenkgraffiti Bochum - Interview mit Irina Kacharava, der Mutter von Timur - Am Dienstag den 15. September 2009 f�hrten Mitglieder des Bochumer Polit-Caf�s Azzoncao ein Interview mit Irina Katcharava in St. Petersburg. Frau Kacharava ist Deutschlehrerin an einer Privatschule und Mutter des im November 2005 in St. Petersburg ermordeten 20j�hrigen Philosophiestudenten Timur Kacharava. Timur Kacharava war Musiker zweier bekannter Hardcore- und Punkbands und als veganer anarchistischer Aktivist bei den Aktionen antifaschistischer Gruppen, sowie der Gruppe �food not bombs� beteiligt. Am Abend des 13. November 2005 wurden er und ein Freund nach einem Stand der Gruppe �food not bombs� von einer ca. 12 k�pfigen Gruppe von Nazis angegriffen. Sein Freund Maksim Zgibaj wurde schwer verletzt. Timur �berlebte die gezielten Messerstiche zu seinem Hals nicht. Er verstarb noch an der Stelle des �berfalls. Zun�chst traute Frau Kacharava es sich nicht zu, dass Interview in Deutsch zu f�hren. Sie meinte, sie k�nne �ber Timur nur in Russisch sprechen. Schlie�lich wurde das Interview doch in deutscher Sprache gef�hrt. Die Emotionalit�t ist im Originalinterview sehr wohl zu merken. Auch an Hand der gebrochenen Sprache. Frau Kacharava bat uns, Gl�ttungen vorzunehmen, um das Interview lesbarer zu machen. Diesem Wunsch kamen wir nach und legten Frau Kacharava das Interview noch einmal zur Einsicht vor. ------------------------------------------------- Azzoncao: Frau Kacharava, bitte stellen Sie sich vor. Irina Kacharava: Ich m�chte es so sagen, wie es auch die FreundInnen von Timur sagen. Ich bin die �Mutter von Timur� oder auch �Timurs Mama�. Er selbst wurde von ihnen Timur oder Timka genannt. Azzoncao: Sie sind hier in St. Petersburg als Deutschlehrerin t�tig? Irina Kacharava: Ja, an einer Privatschule. Mein Mann war Offizier der russischen Armee. Wir sind seit 30 Jahren miteinander verheiratet und sind viel gereist. Deswegen musste Timur immer wieder Kinderg�rten und Schulen wechseln. Es war schwer f�r ihn. Seit 1992 sind wir in St. Petersburg. Erst haben wir in einem Bezirksheim gewohnt, bevor wir die Wohnung von der Stadt bekamen. In diesem Bezirk ist Timur auch zur Schule gegangen. Er schrieb kurze Geschichten und Erz�hlungen �ber sein jugendliches Leben und wir dachten er w�rde einmal Journalistik studieren. Aber er wollte Philosophie studieren. Zu unserer Verwunderung, aber auch zu unserer Freude. Er begann auch Chinesich zu studieren. Das hatte vielleicht etwas mit der Sichtweise seines Lebens zu tuen. Als er ein Kind war, malte er sehr gern. Er besuchte eine Sportschule und war sehr aktiv. Er war wissbegierig und neugierig und als er ca. 10 Jahre alt war begann sein Interesse an Musik. Er war sp�ter Mitglied in mehreren Bands. �ber eine Musikzeitschrift hatte er ein Inserat aufgegeben, dass er Musikfreunde suchen w�rde. Diese hat er gefunden und seine erste Band mit ihnen gegr�ndet. Musik wurde zu einem Hauptbestandteil in seinem Leben. Er hatte diese Musikfreunde gesucht und gefunden. Sie waren f�nf, sechs Jahre �lter als er selbst. Aber sie teilten die gleichen Ansichten. Als er ca. 14 Jahren alt war, hat er von einem Tag auf den anderen aufgeh�rt Fleisch zu essen. Er sagte, er wolle seine Probleme selber l�sen, nicht durch das Leben der Tiere. Von jetzt an wolle er nie wieder Fleisch essen und ich habe ihn auch nie wieder davon reden h�ren, dass er Appetit h�tte Fleisch zu essen. Er war sehr stringent. Was er gesagt hat, hat er auch gemacht. Gesagt � gemacht. Er a� kein Fleisch und trug auch keine Sachen aus Wolle. Die inhaltliche Ausrichtung seiner Band Sandinista war auch nach diesen Prinzipien. Alle a�en kein Fleisch, trugen keine Wolle und besangen dies auch in ihren Texten. Sie sangen das, was und wie sie gelebt haben. Sp�ter, durch die Musik und die Animal Liberation Front (ALF) kam er zu der Gruppe �food not bombs�. Das muss so im Herbst 2004 gewesen sein, als er dort Mitglied wurde. Diese Gruppe wurde von den Nazis gehasst. Die sagten, wenn �food not bombs� diesen bl�den armen Leuten helfen w�rde, w�rden sie sie t�ten. So passierte das mit Timur auch nach einer Aktion der Gruppe �food not bombs�. �Food not bombs� hatte eine Aktion an einer Metrostation gemacht und die Mitglieder waren auf dem Weg nach Hause. Die Aktion an der Metrostation war um 16.00 Uhr. Um 18.30 Uhr war Timur schon tot. Die Nazis waren ihnen gefolgt. Mit den Nazis ist das hier so. Schon 2004 haben die Antifaschisten die Stadtregierung angeschrieben, um eine Erlaubnis f�r eine antifaschistische Demonstration zu erhalten. Die Regierung erlaubte die Demonstration nicht. Das war am 20. April, am Tag des Geburtstag von Adolf Hitler. Aber die Nazis durften demonstrieren. Das verstanden wir fr�her nicht. Aber jetzt verstehen wir das, warum die Nazis mit Polizeischutz demonstrieren d�rfen, die Antifaschisten aber nicht. Timur sagte immer �Mama in Deutschland ist das verboten. Einfach verboten�. Und die Polizei sch�tzt die Nazis vor anderen Leuten. Timur hatte dar�ber auch eine kurze Arbeit an der Universit�t geschrieben. Eine Arbeit gegen Gewalt gegen andere Menschen, gegen Tiere, von Erwachsenen gegen Kinder, usw.. Das alle Menschen gleichberechtigt sind und das niemand einem anderen Menschen ein Leid zuf�gen darf. Er sagte, dass jeder Mensch auf sein Inneres h�ren m�sse. Azzoncao: Verstand er sich als Pazifist? Ein anwesender Freund von Timur: Er hatte eine anarchistische Vorstellung. Nicht so sehr eine revolution�re, mehr eine anarcho-kommunistische Vorstellung. Er war der Meinung, dass die Ver�nderung der Gesellschaft von sich selber aus gestartet werden muss. Das, bevor man versucht die Gesellschaft zu ver�ndern, man sich erst selbst �ndern m�sste. Irina Kacharava: Wir als Eltern haben verstanden, dass die Gedanken und was Timur tat sehr gef�hrlich war. Aber wir haben ihm geholfen und ihn unterst�tzt. Und wir haben ihm gesagt, Timur pass auf, es ist sehr gef�hrlich, wenn Du mit deinen Aufn�hern und Buttons heruml�ufst. Er sagte, dass st�rt niemanden und er m�chte auf den Stra�en unserer Stadt so gehen, wie es ihm beliebt. Das war aber sehr gef�hrlich. Am Abend des 13. November hatte er sehr viele diese Buttons und Aufn�her an. Und man konnte sehr genau sehen, welcher Meinung Timur war. Wir sagten ihm immer wieder, dass es sehr gef�hrlich ist so herum zu laufen. Aber er hat gesagt �Wer wenn nicht wir, und wann wenn nicht jetzt�. Azzoncao: Er wurde am 13. November 2005 von mehreren Menschen angegriffen? Irina Kacharava: Er war mit einem Freund zusammen. Und ihre Angreifer waren ungef�hr zw�lf. Sieben waren sp�ter angeklagt. Zuerst waren Timur und seine Freunde auch acht oder neun Personen. Aber die Anderen waren in einer Buchhandlung und haben dort Kaffee getrunken. Timur war von Gastspielen mit seiner Band aus Finnland und Schweden wieder zur�ck gekommen. Und er und sein Freund Maksim hatten sich lange Zeit nicht gesehen. Und so haben sich Timur und Maksim vor der T�r unterhalten. Die Nazis haben diesen Zeitpunkt abgewartet, bis sie nicht so viele waren, und haben sie angegriffen. In den Prozessunterlagen habe ich nachlesen k�nnen, wie sie das gemacht haben. Du stehst da, du stehst da und du bist da. So waren die Kommandos. Die Polizei konnte nachweisen, dass sie jede Minute miteinander �ber Handys telefoniert haben. Manchmal zweimal in einer Minute. Wohin Timur und seine Freunde gehen, wieviel sie sind, usw.. Und dann hat jemand von den Nazis �Anti-Antifa� geschrien und sie haben sie angegriffen. Das war im Zentrum der Stadt. Ungef�hr um 18.30 Uhr. An einem Wochenende und es waren sehr viele Leute unterwegs. Auch weil es in der N�he eines Konzertsaals war, wohin viele Leute gingen. Azzoncao: Die T�ter wurden sp�ter gefasst? Irina Kacharava: Ja. Aber nicht der Anf�hrer der Gruppe. Azzoncao: Wieviele T�ter waren es? Sie sprachen von ungef�hr zw�lf T�tern und sieben Angeklagten. Irina Kacharava: Ja. Azzoncao: Kennen Sie den Namen des Anf�hrers. Irina Kacharava: Ja, er hei�t Alexander Senin. Er war �lter als die anderen T�ter. Ich habe dem Prozess beigewohnt. Mein Mann nicht. Im Gerichtssaal habe ich geh�rt, dass es im Mai 2005 im B�ro der �Bewegung gegen illegale Immigration� ein Treffen mit Nazis gab. Dort wurden ihnen Fotografien gezeigt. Auch Fotos von Timur. Oft waren Leute dieser Bewegung neben den St�nden von �food not bombs� und haben Fotos gemacht. Viele Freunde von Timur haben sich deswegen auch vermummt. Timur fast nie. F�r uns ist es ein Geheimnis, warum gerade auf ihn gezeigt wurde. Das Alles habe ich im Gericht geh�rt. Azzoncao: Sie haben den Prozess im Gericht verfolgt? Irina Kacharava: Ja, ich alleine. Ohne meinen Mann. Er sagte, dass er das nicht aushalten k�nnte. Den Prozess zu verfolgen war viel komplizierter und schwerer als der Mord an Timur. Ein zweites Mal habe ich Timur begraben m�ssen. Es war schrecklich. Sie waren so b�se. Was interessant ist. Sie kamen mit ihren Eltern und ihren Anw�lten. Sieben Nazis, sieben bis zehn Eltern und die Anw�lte. Sie waren �ber 21 Personen. Und ich war alleine. Es war schrecklich. Eigentlich wollte ich den Prozess nicht besuchen. Aber beim ersten Gerichtstermin musste ich. Als ich das dort gesehen habe, habe ich verstanden, dass ich meinen Sohn verteidigen muss. Azzoncao: K�nnen Sie das erl�utern? Irina Kacharava: Das Benehmen der Angeklagten. Was sie sagten, was sie machten. Was ihre Eltern und Rechtsanw�lte sagten und machten. Das ist schwer zu erkl�ren. Das war schrecklich. Sie werteten alles ab. Zu einer Schl�gerei, zu Hooliganismus. Aber die Polizei hat in ihren Computern viele Fotos sicher gestellt. Und auch Nazi-Attribute bei ihnen gefunden. Einige waren auch schon fr�her der Polizei in diesen Zusammenh�ngen aufgefallen. Sie gaben im Prozess an, dass sie nur da gewesen seien, aber Nichts getan h�tten. Sechs bekamen zwei bis drei Jahre Gef�ngnis und sind l�ngst wieder in Freiheit. Einer von ihnen bekam zw�lf Jahre Gef�ngnis. Aber ich bin mir nicht sicher, ob der Hauptt�ter nicht der Anf�hrer war. Das dieser das Messer nach der Tat weitergegeben hat. Ich wei� nicht. Azzoncao: Wie kam es, dass Sie als einzige Person diesen Prozess mitverfolgten. Wo waren die Freunde und Freundinnen von Timur? Seine GenosssInnen? Irina Kacharava: Zun�chst war der Prozess f�r alle zug�nglich. Die Freunde und Freundinnen von Timur waren da. Meine ganzen Bekannten waren auch mit mir gekommen. Dann aber behauptete einer der Angeklagten, der zu der Zeit in St. Petersburg in einer Art Hausarrest sa�, dass er von Antifaschisten attackiert worden sei. Daraufhin wurde das Publikum aus dem Prozess ausgeschlossen. Ab da sa� ich ganz allein im Prozess. Es war auch kein Fernsehen und keine Presse anwesend. Azzoncao: Haben die Zeitungen und das Fernsehen �ber den Prozess berichtet? Irina Kacharava: Ja, sie haben �ber den Prozess berichtet. Azzoncao: Wie war der Tenor in den Medien? Ein anwesender Freund von Timur: Das war von der politischen Position abh�ngig. Es gab Medien, die das Vergehen der Nazis herab spielten. Aber die meisten Medien verurteilten den Mord und die Nazis. Genau wie die meisten der normalen B�rger und B�rgerinnen. Azzoncao: Hat sich �ber den Mord an Timur die allgemeine Stimmung in der Bev�lkerung ge�ndert? Gegen die Nazis? Oder sind die Menschen �ngstlicher geworden, was die Nazis betrifft? Irina Kacharava: Nein. In der Umgebung in der ich wohne, gibt es auch nicht so viele. Bei uns wohnen viele Immigranten. Die Stadtregierung hat jetzt Programme gegen Terrorismus und f�r Toleranz und �hnliches gestartet. Nach dem Mord an Timur. Im Jahr 2004, als Timur und seine Freunde um eine Erlaubnis f�r eine antifaschistische Demonstration nachfragten, bekamen sie die Erlaubnis nicht. Es hie�, dass St. Petersburg keine Probleme mit Nazis h�tte. In Russland g�be es kein Problem mit Nazis. Nach 2005 wurden Programme f�r die Jugend und f�r Toleranz gestartet. Aber das sind nur Worte, blablabla. Die einfachen Leute interessiert es nicht. Solange sie nicht betroffen sind, interessiert es sie nicht. Sie wundern sich? Hier in meiner Schule wissen nur vier Personen was mit meinem Sohn passiert ist. Die Direktorin, ihre Stellvertreterin und zwei Lehrerinnen. Das ist gut so f�r mich. Kinder sind sehr neugierig und sie w�rden mich fragen. So k�nnte ich nicht arbeiten. Aber da fast niemand davon wei�, kann ich hier arbeiten. Und jetzt sind schon fast vier Jahre vergangen. Azzoncao: Gab es Erinnerungs- und Gedenkveranstaltungen zu Timur? Irina Kacharava: In den letzten drei Jahren gab es immer Veranstaltungen. Zu diesem Jahr bin ich noch nicht informiert. Es gibt eine Organisation, die sich Memorial nennt und die macht jedes Jahr an der Stelle des �berfalls in der Stadt eine Aktion. In zwei Jahren gab es Konzerte und im Jahr 2005 war auch eine Aktion in der Universit�t. Aber zur Zeit bin ich nicht informiert. Die Aktionen werden von FreundInnen von Timur gemacht. Mein Mann und ich machen Nichts. Wir weinen. Von Jahr zu Jahr werden es weniger Menschen, die Timur gedenken. Zu Timurs ehemaligen Freundin und auch anderen Freuden pflegen wir aber einen engen Kontakt. Nicht zu Allen, das ist uns nicht m�glich. Mein Mann und ich pflegen den Kontakt zu ihnen wegen der Freunde. Wenn Timur nicht solche Freunde gehabt h�tte, k�nnte ich nicht sagen, was mit uns passiert w�re. Vielleicht zeigt auch das, dass er kein schlechter Mensch war. Weil er so sch�ne, gute Freunde hatte. So viele und gute Freunde. Mein Mann und ich haben einen Sohn verloren. Und ich habe auch einen Freund verloren. Er hatte f�r mich eine neue Welt ge�ffnet. Ich wusste nicht, dass man so leben kann. Das man anders leben kann. .. Schrecklich und ...diese leere Stelle in meinem Herzen. Er war sehr aktiv und reflektiv. Seine Kleidung hat er immer nur im Second Hand gekauft. Er sagte, wenn ein Kleidungsst�ck mehr als 100 Rubel kostet (ca. 2,25 Euro) w�rde er sie nicht kaufen wollen. Er schnitt sich auch selber die Haare und sagte, wenn er etwas selbst machen k�nnte, warum sollte er daf�r Geld bezahlen. Die Worte Karriere oder Prestige, das waren leere Worte f�r ihn. Und ich arbeite in einer Schule, in einer Privatschule. Die Eltern zahlen hier sehr viel Geld f�r das Studium ihrer Kinder. Und ich dachte immer, wenn du Erfolg haben willst, eine gute Arbeitsstelle haben willst, brauchst du eine gute Ausbildung. Aber bei Timur war das anders. Da habe ich immer gedacht; Du bist Du und Ich bin Ich. Das ist das Wichtige und das Richtige. Nicht was bist Du, sondern wer bist Du. Nicht Lehrer oder Verk�ufer, das ist egal. Das war sehr interessant f�r mich. Bei Timur habe ich anders gedacht. Die Frage war, was willst Du. Das war sehr interessant. In der letzten Zeit war Musik das Wichtigste f�r ihn. Er sagte, und dabei kommt dies von Nietzsche, wenn es keine Musik g�be, w�re das Leben sinnlos. Er nannte das Fernsehen einmal das Auge des Teufels und �berlegte, ob er sich �berhaupt einen Computer zulegen solle. B�cher w�ren besser. Unweit unseres Hauses, an einer Wand, hatte er mehrmals Parolen wie �Faschismus� und �Rassismus� �bermalt. Das ist in unserem Hof. Nur mal so kurz dazu, was andere Menschen hier auch denken. Und er malte dort drei Bilder hin. Mit der Parole, nimm dein Leben in deine H�nde zur�ck. Seit f�nf Jahren ist das Bild mit der Parole dort zu sehen. Jeden Tag, wenn ich zur Arbeit gehe, sehe ich dieses Bild. Sein Zimmer haben wir v�llig unver�ndert gelassen. Wir wissen nicht, was wir damit machen sollen. Vielleicht warten wir, dass er wiederkommt? Die Gitarre und ein paar B�cher haben wir zur Seite gestellt. Und den Staub wische ich immer ab. Die Katze hat sich sehr nach Timur gesehnt. Man kann sagen, dass sie Freunde waren. Sie ist jetzt schon 16 Jahre alt. Sein halbes Leben hat er mit ihr verbracht. Es gab schon viele Vorf�lle zuvor. �fters schon hatte Timur Tr�nengas abbekommen. Wir hatten gro�e Angst, aber konnten Nichts machen. Er wusste immer, was er wollte und wie er das erreichen konnte. Er war sehr zielstrebig. Er war sechzehn, siebzehn, achtzehn Jahre alt und wenn er etwas sagte, schien es so, als ob er eine gro�e Lebenserfahrung h�tte. Aber er hatte keine Lebenserfahrungen. Es waren irgendwelche Gedanken, die er hatte. Eigentlich h�tten solche Dinge nur Erwachsene mit Lebenserfahrungen sagen k�nnen. Woher konnte er das wissen? Das hat mich immer erstaunt. Er sagte mir immer, was ich lesen oder mir ansehen sollte. So zeigte er mir einmal den Film �Der Himmel �ber Berlin� von Wim Wenders. Es ist wie ein Erbe von ihm, wenn ich jetzt diesen Film sehe. Wir haben immer Filme und B�cher besprochen. Und dann kam er manchmal nach Hause und fragte nur �Gesehen?�. Ich nickte und wir schwiegen. Wir haben uns sehr gut verstanden. ... Azzoncao: Wie sch�tzen Sie die weitere Entwicklung in Russland bez�glich der Nazis ein? Irina Kacharava: Jetzt sehe ich so etwas. Fr�her habe ich an so etwas nicht geglaubt. Heute glaube ich, dass es sehr bequem ist f�r unsere Staatsregierung, mit fremden H�nden seine Probleme zu l�sen. Heute bin ich mir sicher, dass was mit unserem Sohn passierte, aber auch im Kaukasus oder in Tschetschenien, das ist die gleiche Situation. Der Kern ist der Gleiche. Vielleicht irre ich mich. Und Nichts �ndert sich. Nur Worte. Es wird immer schlimmer und schlimmer, die Situation f�r die Jugend. Ich habe auch den Eindruck, dass viele Jugendlichen nicht wissen, was es bedeutet, wenn Sie sagen, dass sie Skinheads oder Antifaschisten sind. Sich nicht der m�glichen Konsequenzen bewusst sind. Das ist schrecklich. Azzoncao: Wir danken f�r das Interview. ----------------------------------- Im Anschluss zu diesem Interview fuhren wir mit der Mutter und dem Vater von Timur zu dem Waldfriedhof, wo Timur beerdigt wurde. Timurs Vater Wladimir ist jetzt Lehrer f�r Politik und Philosophie. Wie auch seine Frau nahm ihn die Erinnerung an seinen Sohn sichtbar mit. Auf Timurs Grab ist ein Igel abgebildet, weil ihn seine Mutter �fters mit einem Igel verglich. Das Foto, das als Vorlage zu dem Bild auf dem Grabstein dient, hatte Timur selber von sich gemacht. Die Grabaufschrift lautet �Timur, wir werden Dich nie vergessen.� Auf der R�ckseite des Grabsteins ist der Spruch �Nimm dein Leben in die eigenen H�nde� und der Engel eingraviert, die Timur an die Wand gespr�ht hatte. Seine Mutter erz�hlte uns, dass Timur immer wieder Engel malte. Aber keiner gewusst h�tte warum. Bevor Timur, damals am 13. November 2005 aus dem Haus gegangen w�re, h�tte er sie noch einmal angesprochen, ein Auge auf den Hof zu werfen. Ob sich dort unbekannte Leute aufhalten w�rden. Sie h�tten gefragt �Skinheads?� . Aber er h�tte erwidert, dass sie schon lange nicht mehr als Skinheads herumlaufen w�rden. Sie s�hen aus wie normale Leute. Was sie denn tuen sollten, falls Unbekannte sich auf den Hof aufhielten, habe sie daraufhin gefragt. Timur erwiderte, da k�nne man Nichts machen. Sie h�tten Messer. Damals h�tte ihr Herz Nichts gesagt. Um 18.30 Uhr sei Timur dann ermordet worden. Sie w�rde heute auch keine Musik mehr h�ren, wie sie es fr�her zusammen mit Timur gemacht hatte. Um an seine Musikleidenschaft zu erinnern ist die Familienparzelle an der kleinen Eingangspforte mit einer Gitarre verziert. Frau Kacharava erz�hlt uns noch, dass der Umgang mit den Kindern in der Schule ihr sehr helfen w�rde. � Azzoncao, ein Polit-Caf� ----------------------------------- derselbe Artikel mit wesendlich mehr Fotos:
http://linksunten.indymedia.org/de/node/12338 weitere Links: Zu Timur
http://www.stop-it.narod.ru/ger/index.htm
http://stop-it.narod.ru
http://en.wikipedia.org/wiki/Murder_of_Timur_Kacharava
http://www.turnitdown.de/543.html
http://www.humanrightsfirst.org/discrimination/pages.asp?id=69 deutscher Indymedia-Bericht von 2005:
http://de.indymedia.org/2005/11/132648.shtml Sandinista: http://www.myspace.com/sandinistaxspbhc Artikel Indymedia - Bericht zu den �Russischen M�rschen� und der �Bewegung gegen illegale Imigration� (DPNI) : http://de.indymedia.org/2007/11/199513.shtml
http://russland-soli.org/de/content/%E2%80%BAbewegung-gegen-illegale-immigration%E2%80%B9 Weitere Artikel, die wir mal cross-over aufgespickt haben. Die Auswahl ist willk�rlich und unterliegt keiner politischen Gewichtung:
http://www.uni-kassel.de/fb5/frieden/regionen/Russland/neofascho2.html
http://yhrm-berlin.org/content/view/33/32/
http://www.netz-gegen-nazis.de/artikel/neonazi-gewalt-russland-nimmt-zu
http://www.n-ost.de/cms/index.php?option=com_content&task=view&id=501&Itemid=106
http://www.redok.de/content/view/1141/36/
http://www.redok.de/content/view/1140/38/
http://jungle-world.com/artikel/2009/12/33304.html
http://www.splcenter.org/intel/intelreport/article.jsp?aid=911 Lesenswert: �Bewegung gegen illegale Imigration� (DPNI) im O-Ton der �Deutschen Stimme�, der Zeitung der NPD: http://www.volksdeutsche-stimme.de/interviu/belov_211108de.htm Filmdokumentation zu Russland
http://current.com/items/84906401_from-russia-with-hate.htm Antifa-Dokumentation �Antifascist Attitude�
http://www.youtube.com/watch?v=ZNDHe1NLcc4
http://www.youtube.com/watch?v=F5Pw6o0soKg&feature=related
http://www.youtube.com/watch?v=2ASoJWuog-A&feature=related
http://www.youtube.com/watch?v=mtw6wEXTwHk&feature=related
http://www.youtube.com/watch?v=BSmLilWDcbw&feature=related
http://www.youtube.com/watch?v=8xdD5jeNOnQ&feature=related
http://www.youtube.com/watch?v=e3JsSb6QKGQ&feature=related
http://www.youtube.com/watch?v=GygXwb4UCjM&feature=related Links nach Russland und Ex-UDSSR Autonom: http://avtonom.org/index.ph Antifa Russland: http://www.antifa.ru Autonome Antifas aus Russland: http://autonomafa.blogspot.com RASH Russland: http://redskins.ru Antifa Sebirien: http://o-s-a.anho.org Antifa Kiew: http://actionxhcx.forum24.ru Streetmob: http://streetmob.org 375 � Crew: http://375crew.org Red-Ar: http://redar.ru Solidarit�tsseiten zu Russland
http://russlandsoli.blogsport.de
http://www.solianka.org
http://russland-soli.org
http://ajb.blogsport.de/2009/02/08/solidaritaetsdemonstration-in-duesseldorf
http://ajb.blogsport.de/2009/06/28/soli-aktion-fuer-russische-antifas/#more-145 Antirassistische Fu�ball- Connection
http://de.indymedia.org/2009/03/243112.shtml
http://nea.antifa.de/specials/football_network.html Finest Antifa Hardcore von Moscva
http://www.youtube.com/watch?v=3op54gd-v6Q&feature=related
http://www.youtube.com/watch?v=f9hp-jJLJlk&feature=related
http://www.youtube.com/watch?v=5gCH35K1pQw&feature=related Proyecto Memoria Interviews: Proyecto Memoria - Der faschistische Mord an Renato Biagetti / Rom
http://linksunten.indymedia.org/de/node/6511 Proyecto Memoria - Der faschistische Mord an Carlos Palomino / Madrid
http://linksunten.indymedia.org/de/node/6622 Proyecto Memoria - Der faschistische Mord an Davide Cesare / Mailand
http://linksunten.indymedia.org/de/node/6647 Proyecto Memoria - Der faschistische Mord an Feodor Filatov / Moskau
https://linksunten.indymedia.org/de/node/12199 Interview mit dem Ex-GAP-isten Enzo Galasi
http://linksunten.indymedia.org/de/node/7354 Antifaschistisches Graffiti in Bochum:
http://www.nadir.org/nadir/initiativ/azzoncao/grafitti.html
http://de.indymedia.org/2008/12/236148.shtml
http://de.indymedia.org/2008/12/236171.shtml Film �uno di noi � einer von uns� zum Antifa-Graffiti in Bochum:
http://unodinoi.blogsport.de E-Mail: azzoncao@mail.nadir.org Website: http://www.nadir.org/nadir/initiativ/azzoncao/ |