Zu den Verhaftungen in Frankreich vom 11.11. soutien11novembre - 28.11.2008 01:39
N�here Infos zum Fall -Tarnac 9- (den Betrofenen der Razzia vom 9. November) und Links zu Unterst�tzungskommitees unter: http://www.soutien11novembre.org http://tarnac9.wordpress.com/ (englischsprachig) Offener Brief der Eltern von Bertrand, Mathieu, Elsa, Aria und Yldune Der Brief: Wenn alle Medien zusammen in gemeinsamer Kakophonie eine handvoll junger Menschen, die gerade im Gef�ngnis schmachten, zum Objekt ihrer L�gen werden lassen, ist es sehr schwer den richtigen Ton zu treffen um den Rabatz zu beenden und ein wenig Wahrheit einklingen zu lassen. Viele Journalisten haben sich geradezu verbogen, um die Stellungnahmen von der Innenminsterin zu best�tigen, sogar bereits zu dem Zeitpunkt, wo die Razzien noch stattgefunden haben. Die Verhafteten wurden deshalb von Beginn an schuldig erkl�rt. Niemand konnte sich der effekthascherischen Reality-Polizeishow der letzten zwei Wochen entziehen, wobei die Kinder in die Hauptrollen gezwungen wurden. Der seelische Schmerz, die Angst und Tr�nen haben uns heruntergerissen, dieser Zustand h�lt immer noch an. Aber das, was uns am meisten verletzt hat, uns am meisten zerst�rte, ist die ausgebrochene Flut der L�gen. Heute waren es unsere Kinder, morgen k�nnten es eure sein. Wir sind immer noch fassungslos, aber wir sind nicht l�nger gel�hmt. Die folgenden Fakten sind ein Versuch zur�ck zur Wahrheit zu finden und die �ffentliche Vorverurteilung verstummen zu lassen. Unsere Kinder kamen offensichtlich in den Genuss einer Sonderbehandlung, 108 Stunden in Dunkelheit eingesperrt, einige ohne jegliche Anklage. Um das zu rechtfertigen wurde uns erz�hlt, dass es sich um um ganz seltsame, sonderbare Menschen handelt, die man nicht an jeder Stra�enecke findet. Gleichzeitig wurden uns deutlich, dass sie doch ganz normale Menschen sind, mit Meinungen und Positionen, die du �berall finden kannst. Die Polizei warf unseren Kindern vor sich zu organisieren. Sie sollen sich gemeinsam lokal f�r ihre grundlegenden Bed�rfnisse eingesetzt haben, ein d�rfliches Lebensmittelgesch�ft, das geschlossen wurde wieder er�ffnet und aufgegebenes Land kultiviert und die Essensverteilung an alte Leute organisiert haben. Ist es schlecht sich f�r Grundbed�rfnisse zu organisieren? Hier, in Zeiten der Krise? Unsere Kinder wurden als Radikale eingeordnet. Im W�rterbuch steht Radikal f�r: ein Problem bei den Wurzeln anpacken.. In Tarnak bauten unsere Kinder M�hren an- ohne Chefs oder F�hrungskr�fte. Weil sie bblau�ugig der �berzeugung sind, dass Leben, Intelligenz und Entscheidungen freudvoller sind, wenn sie gemeinschaftlich getroffen werden. Das Innenministerin lie� uns wissen, dass ein einfaches Lesen des Buches � �L�insurrection qui vient, (der kommende Aufstand) verfasst von dem �comite invisible� (das unsichtbare Komitee) einem schon zum Terroristen macht. Dadurch, dass sie das Buch �ffentlich in den Medien bespricht, riskiert sie bald 25000 mehr von ihnen auf ihrem Hoheitsgebiet. F�r all die Menschen, die sich die Zeit nehmen, dass Werk zu lesen ist das Buch kein �Terroristischer Katechismus�, sondern ein politisches Essay mit dem Versuch neue Perspektiven zu entwickeln und gem�� Nouvel Observateur und Lib�ration eines der bestverkauftesten sozialswissenschaftlichen B�cher des Jahres. Unsere Kinder werden beschudligt an einer Demonstration am 3. November in Vichy teilgenommen zu haben. Einige unter uns sind die Kinder, die Enkel von denen, die durch das Vichy Regime deportiert wurden. Dass unsere Kinder sich entschieden haben auf diese Demonstration zu gehen und sich k�rperlich dem Immigrationsgipfel entgegengestellt haben in einer Stadt voll solcher Symbolik, f�llt uns mit Stolz, aber auch Hoffnung und Mut. Kehren wir zu zur�ck zu den Verd�chtigungen gegen unsere Kinder. Entgegen dem, was behauptet wurde terrorisiert die Sabotage von Schienen nicht die Bev�lkerung oder bringt Menschen in Gefahr. Sie f�hrt nur dazu, dass die Bev�lkerung Zeit verliert oder totschl�gt. Was die Regierung terrorisierte war nicht, dass sie an die tausend Zugtickets erstatten musste, sondern das eine politische Idee, die auch eine Aktionsidee war, sich st�ndig weiterverbreitet. Sabotage war niemals Mittel des Terrors, stand aber immer f�r sozialen Wandel. Es gab eine Zeit als die CGT (Franz�sische gr��te Gewerkschaft) hierzu aufgerufen hat. Bankiers sind f�r die gr��te �konomische Kriese der letzten 80 Jahre verantwortlich. Diese wird sicherlich zu Millionen Hungernden f�hren. Und wir gr��en weiter herzlich unsere Banker auf der Stra�e. Unsere Kinder werden nur verd�chtig f�r die Versp�tung von ein paar Z�ge verantwortlich zu sein und sie m�ssen deshalb mit 20 Jahre Gef�ngnis rechnen. Die eindrucksvollste Polizeioperation der letzten Woche war nicht offene T�ren in direkter N�he zu einem schlafenden neuen Monate alten Kind zu sprengen, sondern vielmehr die �ffentlichkeit zu �berzeugen, dass der Wunsch nach Ver�nderung einer so perfekten Welt nur aus den K�pfen von degenerierten, gef�hrlichen M�rdern entstammen kann. Wenn T�ren zuschlagen f�hlen wir, als ob die Maskierten zur�ckkehren. Wenn sie �ffnen, tr�umen wir, dass unsere Kinder zur�ckkehren. Die Eltern von Bertrand, Mathieu, Elsa, Aria und Yldune PS: Wir gr��en und richten unseren Dank an die Einwohner von Tarnac, die es vorziehen, dass zu glauben, was sie erleben, statt dem, was sie im Fernsehen sehen. Lasst den Vorwurf der "kriminellen Vereinigung im Sinne terroristischer Aktivit�ten" fallen und lasst die Angeklagten unverz�glich frei. ________________________________________________________________________________________ Hintergrund zu den Razzien: Fr�h morgens, am 11. November f�hrte die franz�sische Polizei eine der gr��ten Razzien der letzten Zeit in Frankreich durch. Die Polizei durchsuchte verschiedene Geb�ude und Wohnungen in Paris, Rouen, Limoges, der La Meuse Region und in dem in der Mitte Frankreichs gelegenen Dorf Tarnac durch. Zehn Personen wurden in Gewahrsam genommen , neun wurden inzwischen beschuldigt Anh�nger einer terroristischen Vereinigung und f�r mutwillige Sachbesch�digungen verantwortlich zu sein. Offiziell angegebener Hintergrund der Razzien waren Sabotageaktionen durch Hakenkrallen gegen Bahnstrecken des Hochgeschwindigkeitszuges TGV an vier Stellen. Die Razzia in Tarnac, ein Dorf mit 350 EinwohnerInnen und vermutete Basis der sogenannten TerroristInnen, wurde durch 150 Angeh�rige von National Polizei, Antiterroreinheiten, Sprengstoffsp�rhunden und mit Hilfe von kriminaltechnischem Ger�t usw. durchgef�hrt und dauerte den ganzen 11. November �ber. Das Dorf war dabei f�r mindestens einen halben Tag komplett von der Au�enwelt abgeschnitten, das �ffentliche Leben war lahmgelegt. Insgesamt wurden in Tarnac sechs Menschen , zwei in Rouen, eine Person in Paris und eine in der Region La Meuse in Gewahrsam genommen. Das neue franz�siche Polizeigesetz bietet die M�glichkeit Verd�chtige im Bedarfsfall f�r f�r 96 Stunden ohne Recht auf eine anw�ltliche Unterst�tzung einzusperren Eine Person, die Mutter eines Beschuldigten, wurde ohne Anzeige nach drei Tagen entlassen. Die anderen neun Betroffenen sind angeklagt Mitglieder einer terroristischen Vereinigung zu sein. Vier von ihnen wurden wurden nach 96 Stunden entlassen,. Gegen f�nf Personen wurde ein Haftbefehl ausgesprochen. Sie werden zus�tzlich beschuldigt �gemeinsame Sachbesch�digung mit terroristischem Ziel� durchgef�hrt zu haben. Die ErmittlerInnen beziehen sich hier auf die Sabotage der SNCV Gleise. Eine der Angeklagten wurde sogar als �Anf�hrer einer terroristischen Zelle� bezeichnet Bisher hatten weder Rechtsanw�lte noch die �ffentlichkeit stichfeste Beweise f�r die Rechtm��igkeit der Anklage geliefert bekommen. Die Polizei pr�sentierte als Beleg terroristischer Aktivit�ten bisher nur eisernes Stangenmaterial, Schwei�ger�te, Kletterausr�stung und sogenannte �anarchistische Literatur�. Ausdr�cklich erw�hnt wurde in diesem Zusammenhang das Buch �L�insurrection qui vient, (der kommende Aufstand), das von einem Autorenkollektiv verfasst wurde, das sich den Namen �comite invisible� (das unsichtbare Komitee) gegeben hat. Dennoch wurden die Razzien von der Presse breit aufgenommen. Bereits um 8:30 Uhr am Tag der Razzia wurde in den Medien von den Ereignissen berichtet. Die JournalistInnen waren offensichtlich bereits im Vorfeld von der Polizei gut informiert worden. Deshalb war f�r Medien zu Beginn klar, dass es sich bei den Betroffenen um gesuchte TerroristInnen handeln muss. Inzwischen erkl�ren ihre Anw�lte, dass hier ein eindeutiger Versto� gegen die Unschuldsvermutung vorliegt und das durch diese Vorverurteilung die Wahrscheinlichkeit einer Befangenheit des Gerichts besteht. Zwei Tage nach den Razzien fand eine �ffentliche Versammlung zum Thema in Tarnac statt. Mehr als hundert Menschen zeigten ihre Solidarit�t. Hier wurde beschlossen, eine lokale Unterst�tzungsgruppe f�r die Betroffenen zu gr�nden. Bereits am n�chsten Tag folgte eine Pressekonferenz, auf der die Unterst�tzerInnen die sofortige Freilassung der Gefangenen sowie die R�cknahme der Terrorismusbeschuldigung verlangten. Die Soligruppe ben�tigt dringend Unterst�tzung. Auf www.soutien11novembre.org wurde eine Homepage eingerichtet. Es folgt die �bersetzung eines kurzen Textes von dieser Webseite, der sich der Frage widmet wie eine sinnvolle Unterst�tzung m�glich ist. : �Wie kann Unterst�tzung aussehen?� Nach der ersten Schockwelle in den Medien ist es wichtig, einen �ffentlichen Druck aufzubauen, damit die Sache nicht in Vergessenheit ger�t. Wir m�ssen den Druck w�hrend dem ganzen Verfahren aufrechterhalten. Um das zu erreichen k�nnt ihr �berall Unterst�zungskomitees gr�nden: organisiert Veranstaltungen, nutzt alle M�glichkeiten um �ber das Verfahren und dessen Umst�nde zu informieren, sammelt Geld� Eine internationale Solidarit�tsbewegung ist notwendig um die Inhaftierten so schnell wie m�glich raus zu bekommen. Gleichzeitig ist es wichtig, ein Minimum an grunds�tzlichen Bed�rfnissen f�r die Gefangenen zu garantieren: Kleider, Zigaretten, Hygieneprodukte� Au�erdem brauchen wir Geld um die Anw�ltInnen und damit Nahestehende die Leute im Knast besuchen k�nnen, die bis auf weiteres in der Region Paris eingesperrt sind. Die finanziellen Bed�rfnisse sind real und dringend. Die Spenden werden auch zur Finanzierung von zuk�nftigen Aktivit�ten der Unterst�tzungskomitees verwendet werden. Ein Konto wird im Moment er�ffnet und wird bald auf dieser Seite ver�ffentlicht werden. Ihr k�nnt auch Briefe an die Inhaftierten schreiben. Schickt diese an das Unterst�tzungskomitee in Tarnac, wir werden sie umgehend weiterleiten. Die Adresse ist: Gabrielle, Manon, Yldune, Binjamin, Julien Comite de soutien aux inculpes du 11 novembre 19170 Le Bourg Tarnac France Vielen Dank f�r Eure Unterst�tzung http://www.soutien11novembre.org Website: http://www.soutien11novembre.org |