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Das Poldermodell in Holland: Kritik
Lutz Kressin - 17.06.2002 11:51

Deutsche Sprache. Duitstalig verslag van rede van FNV Bondgenoten lid op internationaal vakbondscongres in Athene. Over poldermodel, bouwstaking, Fortuyn, privatisering, GVB Amsterdam, enz.

unsere zeit - 14. Juni 2002
"Niedergang des holländischen Poldermodells"

Frontaler Angriff auf die Arbeiterklasse

Wir veröffentlichen an dieser Stelle Auszüge aus dem Diskussionsbeitrag von Lutz Kressin, Gewerkschaftssekretär der größten Einzelgewerkschaft in den Niederlanden, FNV Bondgenoten, für den Bereich Landwirtschaft, den er auf der 3. Internationalen Gewerkschaftskonferenz in Athen gehalten hat.

Bei den letzten Wahlen hat die Amsterdamer Bevölkerung einen großartigen Erfolg gefeiert: Sie verhinderte die Privatisierung der öffentlichen Verkehrsbetriebe. Zur gleichen Zeit hat dieselbe Bevölkerung mit beinahe 20 Prozent die Partei des ermordeten Rechtspopulisten Pim Fortuyn gewählt, die immerhin für eine Verschärfung der Privatisierung ist.

Das scheint ein Widerspruch, ist es aber nicht.

Anfang der 80er Jahre hat die Gewerkschaft mit der konservativ liberalen Regierung und dem Kapital die Sozialpartnerschaft beschlossen, das so genannte Poldermodell wurde aus der Taufe gehoben. Dafür dass die Gewerkschaft sich zurück zog aus der Politik, das heißt aus der anti-imperialistischen Solidaritätsbewegung mit der schwarzen Bevölkerung in Südafrika, mit den Sandinisten in Nikaragua und noch wichtiger sich zurück zog aus der großen niederländischen Friedensbewegung, und außerdem mäßigen Lohnforderungen zustimmte, bekam sie eine Arbeitszeitverkürzung von bis zu vier Stunden. Ein hoher Preis für die Durchsetzung einer Forderung, welche die Arbeiter selber bezahlten.

Die Gewerkschaft entwickelte sich zu einer entpolitisierten Bewegung, die zudem immer bürokratischer und undemokratischer wurde und die Dienstleistung an das individuelle Mitglied entdeckte.

Gleichzeitig setzte eine beispiellose Sparpolitik in allen Bereichen der öffentlichen Grundversorgung ein. Vor allem das Gesundheits- und Bildungswesen sowie der öffentliche Verkehr waren hiervon betroffen.

Als die Regierung ansetzte zu weitgehenden Einschränkungen in der sozialen Sicherheit, regte sich Widerstand bei den Gewerkschaften und der Bevölkerung. Anfang der 90er Jahre wurden die Sozialdemokraten in die Regierung geholt, um weitere Kürzungen durchsetzen zu können.

Der Mehrheit der Bevölkerung ging es relativ immer besser, allerdings wurde das nicht durch höhere Löhne sondern durch immer mehr Arbeit erreicht. Flexibilität und Leistung, das war die Ideologie der 90er Jahre. Die Niederlande hatten zeitweise die höchste Arbeitsproduktivität in der Welt. Der Preis dafür war, dass beinah 20 Prozent der Arbeiter in den Niederlanden arbeitsunfähig wurden, sie wurden körperlich und geistig ausgebeutet, bis sie krank ausfielen.

Arbeiten, arbeiten, arbeiten - das war die Devise - nachdenken kam dabei zu kurz, das wurde von den privaten Massenmedien übernommen. Programme wie die täglichen Soaps, oder auch "Big Brother" wurden in den Niederlanden entwickelt. Die Massenmedien trugen in ihrer Sensationsgier (die auch den Gewinn steigerte) zu einem großen Teil zur allgemeinen Verunsicherung der Bevölkerung bei.

Inzwischen wurde in den Niederlanden Politik unter Ausschluss der Öffentlichkeit gemacht. Die Bevölkerung wurde nicht mehr in politische Entscheidungsbildungsprozesse einbezogen, die Parteien degradierten zu Wahlvereinen, öffentliche Diskussionen wurden mit Sachzwängen erstickt.

Anfang des neuen Jahrhunderts wurde das ganze Ausmaß der Sparpolitik und der Privatisierung deutlich. Die privatisierte Eisenbahn brachte zum großen Ärger der Passagiere fast keinen Zug mehr pünktlich in den Bahnhof, während sie gleichzeitig immer teuerer wurde und unrentable Strecken geschlossen wurden.

Die Unzufriedenheit der Bevölkerung nahm zu. Auch die Arbeiterklasse wurde langsam wach. Nachdem sie sich jahrelang mit Lohnmäßigung zufrieden gegeben hatte, während die Konzerne Milliarden Gewinne einfuhren, forderte sie jetzt einen größeren Teil an dem von ihr erarbeiteten Kuchen. Sie zwang die Gewerkschaften zu höheren Lohnforderungen und hat diese auch in erfolgreichen Streiks wie zuletzt bei Philips und im Bau-Hauptgewerbe durchgesetzt.

Nach 20 Jahren Poldermodell ist die niederländische Gesellschaft von einer toleranten, weltoffenen, solidarischen und friedensliebenden zu einer individualistischen, verunsicherten und in sich selbst gekehrten Gesellschaft geworden. Weil das den Niederländern wesensfremd ist, hat sie dieses und die Folgen der rigorosen Umverteilungspolitik und Privatisierung in einem Maße unzufrieden gemacht, dass der Erfolg des Rechtspopulisten Pim Fortuyn erklärbar wird. Von den Massenmedien aufgebaut hat Pim Fortuyn dieser Unzufriedenheit Ausdruck verliehen. Mit der Wahl der rechten Parteien wurde darum nicht gleichzeitig auch ihr gegen die Arbeiterklasse gerichtetes Programm gewählt.

Im neuen Regierungsprogramm sind weitere Privatisierungen vorgesehen, die soziale Sicherheit soll weiter eingeschränkt werden, und es wurde beschlossen, das letzte Atomkraftwerk nicht, wie eigentlich vorgesehen, zu schließen, sondern ein weiteres zu bauen.

Das Poldermodell, das vom Kapital eingesetzt wurde, um die Arbeiterklasse und ihre Gewerkschaften als politische Kraft auszuschalten, um eine großartig angesetzte Umverteilung des gesellschaftlichen Vermögens zugunsten des Kapitals durchzusetzen, ist von der Bevölkerung der Niederlande abgewählt worden.

Auch in den Gewerkschaften regen sich immer mehr kritische Kollegen, die wieder die politischen Forderungen der Arbeiterklasse auf die Tagesordnung setzen wollen. Um diesen Entwicklungen früh zu begegnen, hat auch das Kapital dem Poldermodell inzwischen eine Absage erteilt und bereitet nun einen frontalen Angriff auf die Arbeiterklasse und ihre Gewerkschaften vor.

Website: http://www.dkp.de
 

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aanvullingen
Arbeiterklasse? 
TPM - 18.06.2002 01:59

"Frontaler Angriff auf die Arbeiterklasse..."
"Das Kapital..."
"Anti-imperialistische Solidaritätsbewegung...

Das sind alles Beispiele von Wörtern die in der heutigen Zeit kaum noch Bedeutung haben. Es ist "DDR-Deutsch".
Ost-Quatsch!
Honnecker-bla-bla.

Wenn ich dieses Artikel lese, dann habe ich zwei Bemerkungen:
1) Es hätte publiziert werden können in den achziger Jahren; in Neues Deutschland, die SED-Zeitung. Der gleiche Kram als was die DDR-ler damals täglich lesen mussten.
2) Hier wird eine Situation beschrieben die es in den Niederlanden überhaupt nicht gibt. Als ob die Holländer gequält werden durch ständigen Arbeitsdruck und durch "das Kapital" (sic...)unterdruckt werden. Das ist nicht der Fall! Der Holländer macht Ferien in Griechenland und zählt sein Aktienbesitz (dass mittlerweile etwas Wert verloren hat).



Zweinhund 
18.06.2002 09:44

Als ob die Holländer gequält werden durch ständigen Arbeitsdruck und durch "das Kapital" (sic...)unterdruckt werden.

das ist hier sicher wohl die situation. Die Holandischen Arbeiter macht den meisten stunden on die monat.

Und es gibt 1000.000den die nicht auf ferien konnen.

Zweinhund??? 
TPM - 19.06.2002 03:53

Ich gehe davon aus dass du "Schweinhund" meinst.
Statt "Zweinhund". Richtig?

Frage: wieso bin ich ein Schweinhund, während ich nur meine Meinung geaüssert habe.

Komische reaktion...
TPM=NPD? 
Rechte hau ab - 19.06.2002 11:56

"TPM", you do not know anything on capitalism in The Netherlands. People get ill and stressed frpom it. If you want to keep believing in shit like capitalism, CDU, NPD, Möllemann, dream on ... But don´t do it here
Dream... 
TPM - 20.06.2002 01:40

I can dream anywhere I like !
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