07.03.2009: Nazi-Demo in Osnabrueck/D verhindern! Antifa - 23.02.2009 00:34
sorry, no text in dutch or english available! Am 7. März wollen NPD und andere Nazis in Osnabrück unter dem Slogan »Hermanns Schlacht, 2000 Jahre Kampf gegen Überfremdung« einem ihrer Urmythen, der im Jahre 9 geschlagenen Varusschlacht, gedenken und so aus der Geschichte eine Legitimation für ihre menschenverachtende Ideologie machen. Mit den historischen Fakten hat dies freilich nichts zu tun. Der Fürst der Cherusker und römische Offizier Arminius – dessen Namen die Nationalen zu Hermann eindeutschten – war nicht Anführer einer germanischen Befreiungsbewegung, sondern eines Verrats römischer Hilfstruppen. Es gab keine titanische Schlacht, in der deutsche Tugenden und deutscher Stahl die römischen Legionen niederwarfen. Vielmehr siegte das von Arminius geschmiedete Bündnis einiger Stämme, die von den Römern mit dem Sammelbegriff Germanen bezeichnet wurden, gegen die unvorbereiteten Legionen Roms. Nach dem Rückzug der Römer bekriegten sich die Stämme wieder untereinander. Allein, weil Kaiser Tiberius es leid war, das von Stammeskriegen permanent zerrissene rechtsrheinische Ufer zu befrieden und unter die “pax romana” zu stellen, verwandelte sich das von wilden Barbaren bewohnte Land nicht in eine römische Provinz, und die Bewohner_innen der „germanischen“ Sumpfgebiete wurden sich selbst überlassen. Arminius selbst wurde im Jahr 21 von einem Verwandten ermordet. Die Stammeskämpfe wurden schließlich so verheerend, dass die Cherusker eine Delegation nach Rom schickten und um die Entsendung eines Fürsten baten. Mythen sind keine Wahrheit Wenn die NPD heute von „Befreiungsschlag” und “Freiheitsschlacht” gegen die “Fremdherrschaft” spricht, so zeigt sie hier ihre Fähigkeiten beim historischen Halluzinieren. Auch konstruierte Wirklichkeiten waren und sind jedoch real wirksam. Die Idee der Nation ist keineswegs so alt, wie die Nazis uns glauben machen wollen. Während das Mittelalter die Nation vor allem als Sprachgemeinschaft und zum Teil als Adelsnation, also als Gemeinschaft der Adligen kannte, wurde die Volksnation als politische Vokabel erst an der Schwelle zur Neuzeit populär. Die Erfindung der Nation als vorgestellter Gemeinschaft bedarf dabei immer grundlegender Ideen. Die französische Nation z.B. beruft sich auf die Revolution von 1789, die politische Freiheit und rechtliche Gleichheit der Staatsbürger_innen. Wie andere Nationen auch, dient sie der Vermittlung der in Klassen gespaltenen bürgerlichen Gesellschaft mit ihrem politischen Staat. Der für das spätere Deutschland relevante völkische Nationalismus hingegen imaginiert eine organische Einheit von Staat und Volk, die nicht aus einer historischen Entwicklung entsteht, sondern aus einem nationalen Mythos – dem Volksgeist – konstruiert wird. Deutsche Ideologie Die völkisch-nationalistische Ideologie ist eine Mischung aus Fiktivem und Historischem, das wesentlich mit der Entstehung der deutschen Nation im 18. und 19. Jahrhundert verknüpft ist. Die behauptete germanische Abstammung aller Deutschen ist gleichzeitig mit der Projektion einer “organischen” germanisch/deutschen Volksgemeinschaft verbunden. Diese produziert wesentliche Ausschlusskriterien, wie etwa gegen Nicht-Germanen/Deutsche (Migrant_innen, Jüd_innen, etc.) und schließt auch die aus, die sich in dieser Abstammungsgemeinschaft nicht unterordnen (Homosexuelle, Linke, etc.). Gleichzeitig ist die Volksgemeinschaft als überparteiliche nationale Schicksalsgemeinschaft konzipiert, um innergesellschaftliche Konflikte, wie etwa Klassenkämpfe, zu befrieden. Die Beispiele für den völkisch-nationalistischen Bezug auf die Ereignisse im Jahre 9 sind zahlreich und reichen bis in die Gegenwart. Sie reichen zurück zu Ulrich von Huttens Arminius-Dialog von 16. Jahrhundert. Auch der deutschnationale Chauvinist ‘Turnvater’ Jahn stilisierte 1810 im “Deutschen Volksthum” Arminius als “Volksheiland”. Doch nicht nur als “Befreier von Fremdherrschaft” wurde Arminius in Stellung gebracht. Er soll auch die germanischen Stämme geeint und so die Idee der “Gemeinschaft Germaniens” ermöglicht haben. Mit der Gründung des Deutschen Reichs 1871 als Nation begnügten sich die “Deutschen” nicht mehr mit dem Erzählen von Mythen. Nun sollte die Volksgemeinschaft durch nationale Denkmäler, wie das auf dem Mittelgebirgszug bei Detmold gelegene, 26,5 Meter hohe Hermannsdenkmal, weithin sichtbar sein. Bis heute ist das nach Westen und auf Frankreich gerichtete Schwert der Hermannsfigur als offensiv-expansive Drohgebärde zu verstehen. Der Schriftzug des Schwertes: “Deutsche Einigkeit, meine Stärke – Meine Stärke, Deutschlands Macht” und weitere Inschriften sprechen die angestrebte imperiale Expansion offen aus. Das 1875 fertig gestellte Denkmal wurde zum Treffpunkt für antisemitische und völkische Parteien. Aufgerufen wurde dort aber auch zum Kampf gegen die “Reichsfeinde”; damit sind die zu dieser Zeit verfolgten Sozialdemokrat_innen gemeint. Überhaupt konstituierte sich die verspätete deutsche Nation über die Mobilisierung von Feindbildern: im Kampf gegen die vermeintlich „vaterlandslosen Gesellen“ der Sozialdemokratie, gegen französisch-westliche Aufklärung und Liberalismus und eine angebliche „jüdische Weltverschwörung“. Getragen von antimodernen Ideen werten Antisemit_innen alle vermeintlichen Übel der Moderne, von Aufklärung und Demokratie, über Liberalismus und Kapitalismus bis hin zu moderner Kunst, Feminismus und Kommunismus, als Einflüsse jüdischen Geistes, dem eine unverfälschte, völkische Lebensart entgegenzustellen sei. In zwei Weltkriegen und mit der Shoah haben die Deutschen gezeigt, was darunter zu verstehen ist: Ausschaltung politischer Gegner_innen, aggressiver Militarismus und industriell betriebener Massenmord in deutschen Vernichtungslagern. An all dies ist zu erinnern und gegen all dies ist anzukämpfen, wenn sowohl von Seiten der Nazis als auch aus der Mitte der Gesellschaft ein positiver Bezug zur deutschen Nation und ihrer Geschichte, ein so genannter unverkrampfter Patriotismus, propagiert wird. Der rassistische Normalzustand Die Anknüpfung an den nationalen Mythos, seinen irrationalen und emotionalen rassistischen Inhalt, spielt eine wesentliche Überlegung bei der Mobilisierung von NPD und anderen Nazis. Aber auch bürgerliche Parteien gehen mit der dumpfen Angst vor Fremden auf Stimmen- und Sympathisant_innenfang. Sie sind sich einer rassistischen Grundstimmung sicher, die mit dem Schüren von Hass gegen alles Andersartige verbreitete Ohnmachtserfahrungen anspricht und deshalb auf aktive oder passive Zustimmung trifft. Die Folge dieses Denkens und dieser Mobilisierung sind nicht nur tägliche Angriffe und Ausgrenzungen gegen vermeintlich Fremde, sondern auch die Akzeptanz eines vielschichtigen rassistischen Lagerregimes im Inneren und eines militärischen Grenzregimes an den Außengrenzen der EU, das von weiten Teilen der Gesellschaft akzeptiert wird, und von dessen Organisation nicht wenige profitieren. Frieden ist Krieg Die völkisch-nationalistische Inanspruchnahme des nationalen deutschen Gründungsmythos wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts nicht nur mit imperialen Gebietsansprüchen, sondern ebenfalls sichtbaren Klischees und Stereotypen der rassistischen Mobilisierung verbunden. Beides diente der ‘konservativen Revolution’ zur Propaganda und zu Angriffen, die die deutsche Hegemoniemacht in Europa begründen sollten. Ein Aspekt, den die NPD in ihrer anti-amerikanischen Parole wieder aktiviert. Die Behauptung, die deutsche Militärmacht stehe in “US-amerikanischem” Sold, verkennt, dass die BRD seit langem ein sorgfältig abgestuftes, expansives Militärkonzept nach innen und außen verfolgt, das je nach unterschiedlichen Bündnissen wahlweise unter dem Deckmantel der ‘humanitären Hilfe’ oder als ‘Kampf gegen den Terror’ weltweit deutsche Interessen verfolgt und sichert. Der Verharmlosung kriegerischer Ambitionen widmet sich auch das Museum der Varus-Schlacht in Kalkrise bei Osnabrück. Dort wird der historische “Konflikt” wahlweise als “Friedenszeichen” oder als “colossal kunst fakt fiktion”-Erlebnis inszeniert. Während sich das Detmolder Hermannsdenkmal zum 2000-jährigen Jubiläum der Schlacht mit seinem Mythos beschäftigt, versichert die Leiterin in Kalkrise, Heidrun Derks, dass es dort “eine umfassende Darstellung zum Thema aus der Sicht der germanischen Völker geben” wird. Nie wieder Auschwitz Die deutsche Volksgemeinschaft, seit 1989 auch wieder “Deutschland” genannt, bedroht nicht nur das Leben von vermeintlich Fremden. Politiker_innen bedienen sich, vermehrt in Zeiten, in denen die kapitalistischen Daumenschrauben angezogen werden, des antisemitischen Vokabulars. Manager_innen werden mit Opfern der Shoah verglichen (CDU/Wulff) und deren Leid damit relativiert, Gewerkschaften und die Linkspartei degradieren das Finanzpersonal im Nazijargon als “Heuschrecken”, und die Nachbar_innen schreiben ihren Groll auf den Kapitalismus kurz und einfach dem “jüdischen Kapital” zu. Typische Denkfigur ist dabei eine Zweiteilung des Kapitalismus: Auf der einen Seite wird ein „schaffender Kapitalismus“ gepredigt, das Loblied der Produktion (von was auch immer) gesungen und um Arbeit gebettelt. Andererseits wird ein „raffender Kapitalismus“ oder „Finanzkapitalismus“ gegeißelt, der angeblich freischwebend aus Geld mehr Geld macht, um die Gier einiger Weniger zu befriedigen. Der notwendige Zusammenhang von Investitionen, Arbeit und Ausbeutung, Vermarktung und Profiten, die den selbstzweckhaften Verwertungskreislauf des Kapitalismus bestimmen, wird somit nicht kritisiert (auch nicht in Form von „verkürzter Kritik“), sondern verschleiert. Den Ressentiments gemeinsam ist das Recycling der Zuschreibungen des modernen Antisemitismus. Eine seiner Quellen ist die Erzählung von Hermann Goedsche, der unter dem Pseudonym Armin in dem Roman “Biarritz” (1868) eine Versammlung von jüdischen Stämmen zur Eroberung der Weltherrschaft in den Mittelpunkt seiner Handlung stellt. Diese Erfindung wird zur wesentlichen Quelle des späteren antisemitischen Pamphlets „Protokolle der Weisen von Zion“. Die russische Ausgabe “Die Juden, Herrscher der Welt” stellt 1873 die Versammlung als ein tatsächlich stattgefundenes Ereignis dar. Die Tradierung der behaupteten jüdischen Weltverschwörung beließ es nicht bei Worten und Büchern. Sie bereitete den Weg für die Shoah, die Ermordung der in Europa lebenden Jüd_Innen. Küsst die Faschisten, wo ihr sie trefft Die Protagonist_innen der NPD in Osnabrück demonstrieren nicht nur am 7. März 2009, auch in der jüngsten Vergangenheit finden sich zahlreiche Beispiele für ihre Aktivitäten. So nahmen u.a. Christian von Velsen (NPD Osnabrück) und Christian Fischer (NPD Vechta und ehemaliger Führungsaktivist der aufgelösten Freien Nationalen Vechta) an einer “Rasseschulung” in einem HdJ-Camp im Januar 2008 teil. Die “Heimattreue deutsche Jugend” ist eine bundesweite Nazi-Kaderorganisation, die aus der verbotenen Wiking-Jugend hervorgegangen ist. Dass trotz des Endes des NPD-Zentrums am Harderberg letzten Jahres Nazis im Raum um Osnabrück weder weg noch ruhiger geworden sind, zeigt deren zunehmend offensives Auftreten in der Öffentlichkeit. So versuchten lokale Kader wie Christian Fischer, den Eröffnungsgottesdienst des Katholikentags mit Transparenten gegen Abtreibung als Propagandaplattform für sich zu nutzen. Auch Veranstaltungen von politischen Gegner_innen versuchten die lokalen Nazis zu stören: etwa eine DGB-Saalveranstaltung in Rheine oder eine Veranstaltung der “Grünen Jugend” zu Rechtsextremismus in Georgsmarienhütte durch den dort lebenden Christian von Velsen. Neben dem dumpfen, in NPD und Nazikreisen omnipräsenten Rassismus sind Nazis in Osnabrück auch durch bemerkenswert offenen und dummen Antisemitismus aufgefallen, etwa beim Verteilen von antisemitischen Flugblättern im Katharinenviertel zum Landtagswahlkampf 2007. Neben dem Verbreiten ihrer menschenverachtenden Ideologie wird es der NPD bei ihrem Aufmarsch am 7. März 2009 in Osnabrück auch um den Bundestagswahlkampf gehen, für den der Unterbezirk Osnabrück zwei Kandidaten aufgestellt hat: Dirk Heimsoth (Vorsitzender der NPD Osnabrück) als Direktkandidat für das Osnabrücker Land und Jochim Schnell (ebenfalls NPD Osnabrück) für den Wahlkreis Osnabrück Stadt. Nazis wegrömern! Den rassistischen Konsens zerschlagen! Freitag 6. März 2009 Vorabenddemo: Good night deutschland! Samstag 7. März 2009 Naziaufmarsch verhindern! Nazis Wegrömern! Achtet auf Ankündigungen unter http://wegroemern.blogsport.de Website: http://wegroemern.blogsport.de |