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Gesundheitsprobleme wegen Isolationshaft
Internationale Plattform gegen die Isolation - 12.10.2005 15:35

Betreff: Fortlaufende Gesundheitsprobleme aufgrund der Isolationshaft in der Türkei. Ein aktuelles Beispiel: Ercan Karal. Wir bitten um Unterstützung











Seit dem 19. Dezember 2000 befindet sich Ercan Kartal in Totalisolation. Seit 5 Jahren hört er nichts ausser der Stille seiner Zelle. Weder das Zwitschern der Vögel, noch die Hupen der Autos oder lärmende Kinder. In den 5 Jahren abgeschnitten vom Leben hörte er nur die Stille der Einsamkeit.
Die F Typ Gefägnisse, so werden die Hochsicherheitsgefängnisse in der Türkei bezeichnet, bedeuten nicht nur Isolation und Abschottung sämtlicher Geräusche. Auch die medizinische Behandlung der Gefangenen werden vereitelt. Extreme Bürokratiemechanismen führen ohnehin dazu, dass selbst bei aktuen Erkrankungen die Behandlung verzögert wird. Um sich auf der Krankenstation untersuchen zu lassen, muss ein Antrag gestellt werden. Ob diese Anträge je ankommen, darauf je geantwortet wird und wann endlich eine Arztbehandlung genehmigt wird, ist der Gefägnisleitung überlassen. Es herrschen keine Kontrollmechanismen und die Beschwerden dagegen sind nichts weiter als reine Formalität.
Die Genehmigung des Antrages bedeutet noch lange nicht, dass eine Behandlung auch faktisch durchgeführt wird. Denn dann kommen andere Schikanen zum Zug.
Der Weg ins Krankenhaus oder Gerichtssaal ist eine einzige Qual, die Gefangenen werden gefoltert.
Zuvor muss man sich auf entwürdigende Weise durchsuchen lassen, die Handschellen werden während der Untersuchung nicht abgenommen, Soldaten lassen Arzt und Patient nicht alleine.
Diese körperlichen und psychologischen Torturen sind dermaßen unerträglich, dass viele Gefangene gleich auf eine Behandlung verzichten.
Somit werden die Gefangenen gezwungen, ihr Leben in den ohnehin gesundheitsschädlichen Gefängnisumfelden ohne eine medizinische Behandlung zu führen.

Isolation führt zu Tinnitus, (Tinnitus bedeutet im Allgemeinen dass im Ohr ein Pfeiffen und Rauschen wahrgenommen wird. Dabei werde diese Geräusche nicht von Ausseneinflüßen ausgelöst. Nur die betroffene Person nimmt dieses Geräusch wahr), genau wie bei Ercan Kartal.

Ercan Kartal befindet sich seit vielen Jahren, obwohl keine Belege und Beweise vorliegen im Gefängnis. Es finden immer noch Gerichtsverhandlungen gegen ihn statt.
Einzig die Aussage einer Person, die dann unter seltsamen Umständen in einem anderen Gefängnis starb, belastet ihn. Ercan Kartal muss wahrscheinlich aufgrund nicht nachgewiesener und auch nicht mehr revierdierbaren Aussagen bis ans Ende seines Lebens im Gefängnis verbringen.
Seine Tinnitus-Erkrankung wird immer schlimmer. Vor kurzem hat er im Gerichtssaal gar nichts mehr gehört.
In einem Brief stellt er sein gesundheitliches Problem dar.
Die F Typ Gefängnisse in der Türkei bedeuten nicht nur Deprivation, sondern auch die Verhinderung der medizischen Versorgung.
Damit Ercan Kartal so schnell wie möglich eine medizinische Behandlung bekommt, bedürfen wir ihrer Hilfe.
Der stille der Tod von Menschen sollte nicht zugelassen werden
Um die Ernsthaftigkeit seines gesundheitlichen Zustandes Ausdruck zu verleihen, schicken wir eine Passage seines Briefes zu.

Mit freundlichen Grüssen

Internationale Plattform gegen die Isolation

Kontaktdaten:
Rue Stevin 190
1000 Bruxelles
Belgique

Tel: 0032-496-660484
Fax: 0032-2-2802229
Mail:  isolation@post.com



26. September 2005

Hallo,
Hier ist es wahrlich kühl geworden. Am 14. September wurde ich zum ACM (Schweres Strafgericht) mit dem Gefangenentransporter gebracht. An dem Tag war es furchtbar heiß. Auf dem Hin- und Rückweg hat mir die Hitze zu schaffen gemacht. Alles war durchnässt durch Schweiß. Wie die Hitze in Kerbela. Vor dem ACM hat die Gendarmie die Türe des Transporters offen gelassen, so dass ich etwas durchatmen konnte. Doch wie es scheint, war das der letzte heiße Tag des Jahres. Ab dem 15. September wurde es kühler …Während der Gerichtsverhandlung war es mir nicht möglich meine Verteidigung vollständig durchzulesen. Ich hatte gerade mal die Hälfte durchgelesen, da verstopften sich meine Ohren. Ich habe den Bezug zu meiner Stimme verloren, hatte keine Kontrolle mehr über sie. Es brachte auch nichts, meine Ohren zu reiben. Aus diesem Grund konnte ich nur noch die Überschriften vom Rest meines Gesuches durchlesen. Wahrscheinlich wegen dem Ortswechsel. Das muss eine Reaktion meiner Ohren auf den Wechsel von der Zelle in ein lebendiges Umfeld sein. Dieses Problem hatte ich auch auf meiner anderen Gerichtsverhandlung. Es ist natürlich ärgerlich, nicht in der Lage zu sein, den gesamten Text durchzulesen.

 

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