NS-Kriegsverbrecher H. Bikker vor Gerecht Antifa Wuppertal - 21.08.2003 13:59
Am 8. September soll der Proze� gegen den holl�ndischen SS-Mann Herbertus Bikker vor dem Landgericht in Hagen er�ffnet werden. Ihm wird die Ermordung des holl�ndischen Widerstandsk�mpfers Jan Hotmann vorgeworfen. Zur Anklage kam es erst durch die journalistische Arbeit der Stern-Redakteure Werner Schmitz und Albert Eikenaar. Sie stie�en 1997 auf den Fall Bikker, weil deutsche und holl�ndischer AntifaschistInnen bereits 1995 vor dem Haus von Bikker in Hagen demonstrierten und von der Justiz wegen ?nicht angemeldeter Demonstration? zu Geldstrafen verurteilt wurden. Sie machten sich auf die Suche nach �berlebenden der holl�ndischen Widerstandsbewegung, sprachen mit Zeitzeugen und Angeh�rigen und recherchierten die Geschichte von Herbertus Bikker.  Kundgebung bei Bikker in Hagen 1995  Kundgebung bei Bikker in Hagen 1995 Der Nazikriegsverbrecher Herbertus Bikker vor Gericht! Veranstaltung mit Werner Schmitz, ?Stern?, Journalist Jack Koistra, Friesische Dagblat, Leuwarden (angefragt) Anti-Kriegstag 1. September 19.00 Uhr in Hagen Lutherkirche (n�he Hbf) VeranstalterInnen: Aktion Friedenszeichen, VVN-BDA, Verdi, DGB Kreis S�dmark, Antifaschismus-Referat Bergische Universit�t Wuppertal, Antifa Hagen, DJU u.a. Am 8. September soll der Proze� gegen den holl�ndischen SS-Mann Herbertus Bikker vor dem Landgericht in Hagen er�ffnet werden. Ihm wird die Ermordung des holl�ndischen Widerstandsk�mpfers Jan Hotmann vorgeworfen. Zur Anklage kam es erst durch die journalistische Arbeit der Stern-Redakteure Werner Schmitz und Albert Eikenaar. Sie stie�en 1997 auf den Fall Bikker, weil deutsche und holl�ndischer AntifaschistInnen bereits 1995 vor dem Haus von Bikker in Hagen demonstrierten und von der Justiz wegen ?nicht angemeldeter Demonstration? zu Geldstrafen verurteilt wurden. Sie machten sich auf die Suche nach �berlebenden der holl�ndischen Widerstandsbewegung, sprachen mit Zeitzeugen und Angeh�rigen und recherchierten die Geschichte von Herbertus Bikker. Schlie�lich konfrontierte Werner Schmitz den ?Schl�chter von Ommen? in einem Gespr�ch mit seiner Vergangenheit. Als es um Jan Houtmann ging, rutschte dem 87 j�hrigen Waffen-SSler ein Satz heraus, der die Staatsanwaltschaft Dortmund auf den Plan rief: ? Und dann hab ik ihm de Gnadenschuss gegeben? Oberstaatsanwalt Maa� nahm die Ermittlungen wieder auf, h�rte Zeugen und ermittelte sechs lange Jahre, bis er endlich Anklage gegen Bikker erhob. Die Frau von Jan Houtmann, Aaltje Houtmann konnte den Prozess gegen den M�rder ihres Mannes nicht mehr erleben, sie starb vor drei Jahren. Wenn die deutsche Justiz weiter in diesem langsamen Tempo gegen noch lebende Kriegsverbrecher ermittelt, wird der Hagener Prozess der letzte NS-Kriegsverbrecher in Deutschland sein. Vorgeschichte: Vor knapp 10 Jahren sp�rte der holl�ndische Simon Wiesenthal, der Gerichtsreporter Jack Koistra, Herbertus Bikker in der Dickenbruchstra�e in Hagen auf. Die Fernsehanstalten in den Niederlanden berichteten ausf�hrlich, das Justizministerium in Den Haag verlangte die sofortige Auslieferung Bikkers. Ohne Erfolg. 4. November 1995. Ein klappriger Reisebus mit holl�ndischen Kennzeichen stoppt an einer Bundesstra�e in der westf�lischen Stadt Hagen. Ihm entsteigen junge AntifaschistInnen aus Nijmegen, Rotterdam und Amsterdam.Um die Ecke wartet bereits eine andere Gruppe. Vor allem j�ngere AntifaschistInnen, aber auch einige wenige ehemalige Widerstandsk�mpfer, schlie�en sich dem schweigenden Zug an, der sie in die Hagener Dickenbruchstra�e f�hrt. Vor dem Haus mit der Nummer 77 wird es pl�tzlich laut: "Herbertus Bikker ist ein M�rder" hallt es dort durch die Nacht. Scheinwerfer gehen an, ein holl�ndischen Fernsehteam taucht die Demonstranten in grelles Licht. Farbbeutel fliegen in Richtung Bikker�s Haus. Nach mehr als f�nfzig Jahren kehrt die Geschichte zur�ck vor die Haust�r des "Henkers von Ommen." Herbertus Bikker mu�te aus keinem Versteck gezerrt werden. Sein Name stand in jedem Telefonbuch, seine Verbrechen sind in den Niederlanden einer breiten �ffentlichkeit bekannt. Bikker mu�te sich 1949 vor einem holl�ndischen Gericht wegen zweifachen Mordes und unz�hligen Mi�handlungen verantworten. Er wurde damals zum Tode, nach Begnadigung zu lebensl�nglicher Haft verurteilt. Bikker war Mitglied der Waffen-SS und W�chter des Lagers Erika in Ommen in den Niederlanden. Das Lager war von September 1944 bis April 1945 unter der Ordnungspolizei, zu deren Mitgliedern auch Bikker z�hlte, ein Straflager. Hier wurden laut Augenzeugenberichten ungef�hr 450 Menschen eingesperrt. Z.T. hatten die Menschen sich dem Arbeitseinsatz in Deutschland wiedersetzt, z.T. waren es Menschen, die im Verdacht standen illegal zu arbeiten, j�dische Menschen zu verstecken u.a.m. Im Lager gab es eine sogenannte Schl�gertruppe, die aus ca. 15, besonders ausgesuchten W�chtern des Lagers bestand. Hierzu geh�rte Bikker. Tag und Nacht war die Truppe in der Umgebung von Ommen unterwegs, machte Razzien in den Wohnh�usern, nahm die Verd�chtigen mit, bedrohte deren Verwandte mit dem Tod, pl�nderte die Wohnh�user und mi�handelte und t�tete die Gefangenen. Der "Henker von Ommen", so nannten ihn die H�ftlinge des Lagers, tat sich bei der Jagd nach "Onderduikers", in den Untergrund abgetauchten Menschen mit besonderer Brutalit�t hervor. Zwei Morde konnten ihm direkt angelastet werden: "Auf der Flucht" erscho� er den Widerstandsk�mpfer Houtmann und t�tete den untergetauchten Meijer. Was den verurteilten M�rder bis heute vor der Strafe bewahrt hat, ist seine deutsche Staatsangeh�rigkeit, die er automatisch aufgrund des F�hrer-Erlasses vom Mai 1943 als Mitglied der Waffen-SS bekam und da� er gute und einflu�reiche Freunde besa�. Die Geschichte des Henkers von Ommen findet ihre Fortsetzung am zweiten Weihnachtstag 1952. Zusammen mit sechs anderen verurteilten Kriegsverbrechern, die alle zur holl�ndischen Waffen-SS oder zur Sicherheitspolizei geh�rten, gelang Bikker die Flucht aus dem Gef�ngnis in Breda. Am gleichen Tag meldeten sich die Verbrecher bei einem Polizeirevier in einer kleinen deutsch-holl�ndischen Grenzstadt. Dort wurden sie von einem Polizisten, selbst ehemaliges Mitglied der Waffen-SS freundlich aufgenommen und durften sogar in der Polizeiwache �bernachten. Unter Zahlung von 10 DM Bu�geld wegen illegalem Grenz�bertritts konnten sie ungehindert ihre Flucht fortgesetzen. Hilfe fanden die Fl�chtigen bei ehemaligen SS-Angeh�rigen, die damals schon wieder in einflu�reichen Positionen sa�en und durch die Organisation "die schwarze Tulpe", dem Interessenverband der vertriebenen Holland-Deutschen. Herbertus Bikker betrat am letzten Tag des Jahres 1952 das Sozialamt in Hagen. Er wollte dreisterweise Sozialf�rsorge beantragen, was ihm eine kurzzeitige Verhaftung einbrachte. Aber er war bald wieder frei. Auf h�chster Ebene wurde verf�gt, da� die Gruppe von holl�ndischen Angeh�rigen der Waffen-SS nicht an Holland ausgeliefert werden d�rfe. In den Aachener Nachrichten hie� es damals: "Die sieben Niederl�nder f�hlen sich nicht schuldig. (..) Sie sind allein aus politischen Gr�nden verurteilt. Sie haben w�hrend des Krieges ihre niederl�ndische Nationalit�t verloren und die deutsche Staatsangeh�rigkeit erworben, da sie Mitglied der Waffen-SS waren". Deutsche B�rger d�rfen nicht ausgeliefert werden, hie� es ein Jahr sp�ter in einem h�chstrichterlichen Urteil. Um zumindest einen Schein von Rechtsstaatlichkeit aufrechtzuerhalten, "strengte" die zust�ndige Staatsanwaltschaft ein Ermittlungsverfahren wegen des "Verdachts von Kriegsverbrechen" an, da� jedoch nur wenige Monate sp�ter wegen "Mangels an Beweisen" eingestellt wurde. Das k�nnte sich im Jahre 2003 �ndern. Es gibt Tatzeugen, die den Mord an Jan Houtmann gesehen haben, es existiert das Gest�ndnis von Bikker jetzt kann den agilen Kleing�rtner von Hagen-Haspe nur noch die Haftunf�higkeit vor dem Prozess retten. |